Planetenlauf im Juni 2025: Schichtwechsel bei den Gasriesen

Merkur zeigt sich in der zweiten Monatshälfte in der Abenddämmerung. Am höchsten steigt der flinke Planet um den 24. Juni, wenn er zum Ende der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad) gegen 22:18 Uhr MESZ gut 6 Grad über dem Westnordwesthorizont leuchtet. Das ist nicht viel – und wird bis zur größten östlichen Elongation am 4. Juli sogar weniger. Schuld ist die bereits wieder recht flache Ekliptik am abendlichen Westhorizont. Merkurs leicht nördliche ekliptikale Breite verbessert die Sichtbarkeit kaum. Zudem nimmt seine scheinbare Helligkeit zum Monatsende ab: Am 15. Juni leuchtet Merkur –0,6 mag hell, am 30. nur noch 0,4 mag. Grund dafür ist, dass sich Merkur zwischen Sonne und Erde bewegt und uns zunehmend seine unbeleuchtete Hemisphäre zuwendet. Anders als bei der viel näheren Venus kann das größer erscheinende Merkurscheibchen den Helligkeitsverlust nicht kompensieren. Am 26. Juni steht der zunehmende Mond rund 6,5 Grad nordwestlich (rechts) von Merkur, am 27. Juni 6 Grad östlich (links oberhalb).
Venus erreicht am 1. Juni ihre größte westliche Elongation: 45,9 Grad trennen sie an diesem Tag von der Sonne. Gleichzeitig zeigt sich das 24 Bogensekunden große Venusscheibchen genau halb beleuchtet. Diese Lichtphase nennt man Dichotomie. Anschließend wird das Venusscheibchen kleiner und dicker, weil sich unsere Nachbarin auf ihrer Bahn von uns entfernt und ihr Beleuchtungsgrad zunimmt. Der Juni ist der Beginn des Finales einer bislang eher unspektakulären Morgensichtbarkeit: Am 1. Juni, wenn die Sonne um 04:33 Uhr 6 Grad unter dem Horizont steht und die bürgerliche Dämmerung beginnt, befindet sich die Venus 8,5 Grad über dem östlichen Horizont. Die Ekliptik verläuft morgens ebenso sehr flach, doch das ändert sich im Monatsverlauf: Obwohl sich die Venus nun wieder der Sonne am Himmel annähert, verbessert sich ihre Sichtbarkeit, weil die Ekliptik von Tag zu Tag steiler erscheint. So erreicht die Venus am 20. Juni bei gleichem Sonnenstand (–6 Grad um 04:26 Uhr) eine Höhe von 12 Grad; am 30. Juni sind es 14 Grad. Im Juli werden es sogar noch ein paar Grad mehr sein. Am 22. Juni passiert der abnehmende Mond die Venus nördlich.
Mars wandert ostwärts durch das Sternbild Löwe, und zwar mit ungefähr 1,2 Bogenminuten pro Stunde. Zur Mitte des Monats begegnet er dem Stern Regulus (Alpha Leonis): Am 17. Juni nähert er sich diesem auf bis zu 45 Bogenminuten an, was etwa 1,5 Vollmonddurchmesser entspricht. Die beiden ungleichen Himmelskörper sind fast gleich hell; auf dem Papier verliert Mars mit seinen 1,41 mag das Helligkeitsduell knapp gegen den leuchtkräftigen Stern der Spektralklasse B mit 1,35 mag. Für das Auge erscheint der Unterschied wahrscheinlich größer, weil unsere Sehzellen auf das weißlich blaue Licht des Sterns empfindlicher reagieren als auf das orangerötliche des Planeten. Das Duo steht um 23:00 Uhr, gegen Ende der nautischen Dämmerung, genau im Westen in ungefähr 16 Grad Höhe (siehe »Roter Planet beim kleinen König«). Am 1. Juni geht Mars um 01:40 Uhr unter, gut vier Stunden nach der Sonne. Am Monatsletzten verabschiedet er sich schon um 00:15 Uhr, zirka 2,5 Stunden nach Sonnenuntergang. Mars’ Tage als Abendhimmelplanet sind bald gezählt. Im Fernrohr hat der Ende Juni weniger als fünf Bogensekunden messende Planet auch nicht mehr viel zu bieten. Am Abend des 29. Juni finden wir den Mond knapp zwei Grad westlich von Mars; bei ihrer nächsten Annäherung von 24 Bogenminuten sind beide leider schon untergegangen.
Jupiter erreicht am 24. Juni seine Konjunktion. Wenngleich man ihn an den ersten Juniabenden noch sehr tief in der Abenddämmerung erspähen kann, ist der Riesenplanet für alle praktischen Belange diesen Monat nicht beobachtbar: Am 1. Juni um 22:04 Uhr, bei Ende der bürgerlichen Dämmerung, steigt er lediglich vier Grad hoch. Am 5. Juni erreicht er zur selben Zeit knapp zwei Grad. Immerhin könnte er sich bei freier Horizontsicht mit seinen –1,9 mag im Prinzip leichter finden lassen als der nur wenig höher stehende Merkur später im Monat.
Saturn gewinnt am Morgen rasch an Höhe: Der etwa 1,0 mag helle Ringplanet befindet sich am Monatsersten bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 04:33 Uhr 15,5 Grad über dem Südosthorizont, am 30. Juni bei gleichem Sonnenstand – und praktisch gleicher Uhrzeit – sogar schon 30 Grad. Am Monatsletzten geht er um 01:00 Uhr auf und ist damit bis zum Beginn der Dämmerung bereits gut zwei Stunden bei ausreichender Höhe beobachtbar. Die Planetenscheibe misst am Äquator zirka 17 Bogensekunden, und das Ringsystem ist im Mittel zu 3,4 Grad geöffnet. Wie im Vorjahr sind wieder Mondereignisse der inneren Monde Tethys, Rhea und Dione beobachtbar (siehe SuW 10/2024, S. 52). Berechnungen dazu kann man sich auf der Seite des IMCCE (ssp.imcce.fr/forms/satellites-events) anzeigen lassen. Saturn hält sich wie auch Neptun im Sternbild Fische auf. Der abnehmende Mond begegnet dem Ringplaneten am 19. Juni.
Uranus stand im Mai in Konjunktion und lässt sich im Juni noch nicht wieder blicken.
Neptun ist zurück am Morgenhimmel. Der 7,8 mag helle Planet hat in diesem Monat mit Saturn eine praktische Aufsuchhilfe. Der Ringplanet wandert südlich an Neptun vorbei: Am Monatsanfang steht er noch 1,5 Grad südwestlich von ihm, zum Monatsende erreicht er seinen kürzesten Winkelabstand von 59 Bogenminuten direkt südlich. Damit lässt sich der lichtschwache Planet mit einem Weitwinkelokular leicht von Saturn ausgehend einstellen. Zum Monatsende steigt Neptun gegen 04:00 Uhr, wenn sich die Sonne knapp 9 Grad unter dem Horizont befindet, bereits rund 27 Grad hoch.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.