Galaxienkollision: Verfehlt Andromeda unsere Galaxis?

Bislang gilt es als ausgemacht, dass die Andromeda-Galaxie Messier 31 und unser Milchstraßensystem zusammenstoßen werden. Derzeit bewegen sich beide Galaxien mit etwa 100 Kilometer pro Sekunde aufeinander zu. Innerhalb der nächsten fünf Milliarden Jahre, dachte man bisher, werden sie sich treffen und daraufhin zu einer riesigen elliptischen Galaxie verschmelzen. Nun zeigt eine Studie einer Forschungsgruppe um Till Sawala von der finnischen Universität Helsinki, dass es möglicherweise doch nicht dazu kommen wird. In ihrer in »Nature Astronomy« veröffentlichen Arbeit berücksichtigte die Gruppe neue Daten des Weltraumteleskops Hubble und des Astrometriesatelliten Gaia. In ihren Simulationen der fernen Zukunft wurde auch der gravitative Einfluss der Großen Magellanschen Wolke (GMW), einem Begleiter unseres Milchstraßensystems mit 15 Prozent von dessen Masse, mit einbezogen. Die neuen Simulationen zeigen, dass es nur in zwei Prozent aller Fälle zu einer Kollision innerhalb der nächsten fünf Milliarden Jahren kommt.
Nur in der Hälfte der Simulationen kommt es in den nächsten fünf Milliarden Jahren zwar zu einer engen Begegnung der beiden Welteninseln. Etwa in acht bis zehn Milliarden Jahren könnten dann beide miteinander verschmelzen – dann wäre unsere Sonne schon längst zu einem ausgebrannten Weißen Zwerg geworden. In den anderen Lösungen bleibt der Abstand zwischen Milchstraßensystem und Messier 31 so groß, dass es zu keinerlei Verschmelzung kommt. Die Gruppe um Sawala betont, dass die Vorgängerarbeiten nicht fehlerhaft waren, sondern dass sie mehr Variablen in ihren neuen Simulationen berücksichtigen konnten. Dazu gehören unter anderem Positionsdaten von Sternen in der Großen Magellanschen Wolke, aus denen sich der gravitative Effekt der Zwerggalaxie auf das Milchstraßensystem herausfinden lässt. Die GMW lenkt mit ihrer Schwerkraft unsere Galaxis so ab, dass eine Kollision mit Messier 31 unwahrscheinlich wird. Wendet dagegen die Forschunggruppe die bisherigen Daten zu Messier 31 und unserem Milchstraßensystem ohne die anderen Einflüsse an, so ergeben auch ihre Simulationen das bislang geläufige Bild.
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